Montag, 9. März 2009

Verhaltensknigge: Kasse

Kasse, [ˈkasə] f (Kasse; Kassen), die, 1) Abteilung für den Zahlungsverkehr. - 2) bares Geld: gegen oder per K., gegen Barzahlung

Zweifelsohne kann ich inzwischen behaupten: Ja! Die Kasse ist der stressigste Job innerhalb eines Supermarktes (mit Ausnahme vom Job des Marktmanagers). Hier geht ein Hagel aus Emotionen, Zahlen, Gerüchen und Geräuschen von allen Seiten auf die Kassiererinnen hernieder der sich gewaschen hat. Für diesen Job braucht man starke Nerven eine Engelsgeduld und gute Menschenkenntnis - ein Job nicht für Jedermann!

Was ich bisher an der Kasse erlebt habe bricht alle Verhaltensregeln die ein Mensch im Laufe seines Lebens so beigebracht bekommen hat, was mich immer wieder zu der einen Frage bringt:

EY, GEHTS NOCH??

Ich meine, wir schaffen Lebensmittel heran, erfüllen Sonderwünsche, bieten ein angenehmes Ambiente, helfen ohne gefragt zu werden, wir ackern, schleppen, putzen, hören zu und sind in allen Fällen höchst kulant. Wir bieten Dienste an und wir bieten an, etwas bei uns zu erwerben. Dafür scheuen wir weder Zeit, noch Kosten, noch Mühen... und DAFÜR müssen WIR den Kunden noch in den allerwertesten schlüpfen ... also um es zusammenfassend zu sagen:

Wir arbeiten, werden oft behandelt wie Dreck und müssen dafür noch dankbar sein, denn das ist ja alles selbstverständlich. Ja - da entwickelt man im Laufe der Zeit einen erschreckend schmutzigen Humor.

Ist mir natürlich bewusst das die Leute für ihr Geld auch arbeiten müssen und es an uns wieder abgeben, aber beim besten Willen: Wir sind doch auch nur Menschen.

Kommen wir nun - da dies geklärt wäre zu:

Lektion 1: Die Schlange

Ja als Kunde kommt man am Ende eines langen, nervenzehrenden Einkaufs [im schlimmsten Fall noch mit quengelnden Kindern] also endlich zur Kasse und sieht schon von weitem das Übel. Eine lange aus Menschen und Einkaufswägen bestehende Schlange.
In unserem Unternehmen gilt allgemein: ab 3-4 Kunden wird eine neue Kasse geöffnet.
Ich muss sagen, dies ist manchmal gerechtfertigt, oft allerdings aber völliger Schwachsinn, der sich einfach nicht deckt. Die Oberhäupter beschliessen solche regeln und kürzen gleichzeitig die Anzahl der Mitarbeiter, was unvermeidlich dazu führt, dass einfach nicht die Zeit dazu da ist, eine neue Kasse zu öffnen nur weil 4 Hansel an der kasse stehen die jeweils einen Schokoriegel in der Hand halten.
Der Druck auf die Kassiererin ist in diesem Fall ziehmlich hoch: Einerseits will man es den Kunden recht machen, will nicht angemotzt werden, keinen schlechten Eindruck hinterlassen und nimmt Stress für sich selbst in Kauf um ihn für andere zu vermeiden.
Andererseits jedoch will man auch nicht die Kollegen, die eh schon hektisch kreischend durch die gegend rennen weil sie ihre noch zu erledigende [wichtige!!] Arbeit nicht schaffen, rufen. Wenn einmal ein Teil Arbeit nicht gemacht ist kommt nämlich alles in Verzug.

Beispiel [an einem normalen Tag, an dem man EIGENTLICH mit wenig Kunden rechnet und keinen 400 € Jobber fürs Leergut da hat]:

Wir sind zu zweit im Laden. Ich sitze an der Kasse. Kollegin bereitet alles für die anstehende Warenlieferung vor, die jeden Moment eintreffen müsste [Variiert im Zeitraum von etwa 6 Stunden]. Plötzlich mault es hinter mir "Jetzt machen sie halt ne zweite Kasse auf Mensch, kann ja nicht sein ich steh hier schon 2 MINUTEN!! [!!]" - Okay spätestens in diesem Falle [Beschwerde] MUSS ich eine zweite Kasse ausrufen. Die Kollegin kommt also entnervt angerannt und beginnt hektisch zu kassieren. In diesem Moment hört man auch schon von weitem, wie der volle Leergutautomat anfängt zu schreien. Verdammt was nun? Hm aussitzen .. das Problem löst sich sicher gleich von selbst - NICHT... ein verärgerter Kunde kommt angerannt "Hallo? kann sich hier vielleicht mal IRGENDWER um den Automat kümmern? Der macht so komische Geräusche". Ich und meine Kollegin kassieren bereits um die Wette. Da kommt auch schon der Lieferant: "Ja ööh, kann da vielleicht mal wer zur Rampe und mir das Rolltor aufmachen? Ich muss mich beeilen höhö" ... Meine Kollegin rennt hektisch ins Büro holt das Telefon. Sitzt also nun telefonierend [um die Auspackhelfer anzurufen] an der Kasse. Der Automat schreit noch immer. Ich entschuldige mich kurz, renne nach hinten, versuche irgendwie in kürzester Zeit 20 Kisten aus dem Automat zu holen, das Rolltor zu öffnen und renne wieder nach vorne... inzwischen sind die Schlangen noch länger. Mit hochroten Kopf und völlig ausser Athem sitze ich nun wieder an der Kasse. Ich wundere mich warum sich meine Arme und Finger nicht schon längst verknotet haben. Währenddessen darf ich mir anhören, warum wir nicht noch jemand anstellen, warum das so lange dauert, ob sie die eine Gurke da nicht reduziert haben könnte, weil die da ne Schramme hat und wie ich das Wetter draussen so finde. Der Lieferant hat inzwischen allein abgeladen, ist verärgert. Bis die Auspackhelfer und die zweite Kassenkraft kommen bleibt die Situation so.

So entstehen bei uns Schlangen. Wir können nichts dafür. Die Abläufe sind so unvorhersehbar ausgelegt, dass wir das Personal nicht besser einsetzen können. Wir geben unser Bestes aber allen gerecht werden kann man nie. Also bringt uns doch ein bischen mehr Verständnis entgegen. Nicht die Kassiererinnen anmotzen, ankeifen, annörgeln, rumfuchteln oder beleidigen. Man kann doch trotz allem höflich bleiben. Das einzigste was ihr ertragen müsst, liebe Kunden, ist WARTEN.

2 Kommentare:

  1. Ich kann echt mit dir fühlen. Arbeite selbst als Kassierer und muss mir diese Schose anhören und man kann in der Regel echt nichts zu. Man muss schon echt ein dickes Fell entwickeln damit man sowas Tag für Tag aushält.

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  2. Erst vor kurzem "Die Leiden einer jungen Kassiererin" durchgelesen kann ich das alles - aus Kundensicht - noch viel besser nachvollziehen. An der Kasse zu arbeiten ist wahrlich kein Zuckerschlecken...

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