Donnerstag, 19. Mai 2011

to much information

Kurz vor Ladenschluss: Ich sitze an der Kasse. Noch EIN Kunde ist im Laden:

Der heruntergekommene, schlecht riechende, mitleidsuchende, arbeitslose Mann, der immer nur kurz vor Schluss kommt.

21:58 Uhr stellte er mir eine Flasche billigen Rotwein aufs Band: "Hier schnell, ziehen Sie mir das noch ab bevor es zu spät ist.", meinte er, da ab 22 Uhr bei uns kein Alkohol mehr verkauft werden darf. "Ich zahl das schnell, damit ich den noch bekomme und gehe dann nochmal in den Laden."

21:59 Uhr: "Ja, Sie wissen aber, dass wir gleich zu machen, also in... 1 Minute?"

"Jaja weis ich, ich brauch nur noch ne Rolle Magnesiumtabletten.", sagte es, bezahlte den Wein und verschwand "kurz" zwischen den Regalen.

22:00 Uhr saß ich da noch immer.

22:01 Uhr saß ich da immernoch. Und ja, um

22:02 Uhr Saß ich da auch noch.

Da kam er endlich und stellte sich vor das Toilettenpapier: "Hmm, nehm ich jetzt das Recyclingpapier, das Superflauschige oder das Billige hmmm hmhmhm..."

"Entschuldigung, könnten Sie bitte zur Kasse kommen? Ich würde dann gerne abrechnen.", sagte ich immerhin noch freundlich.

Da trabte er an, packte Magnesium und Toilettenpapier aufs Band. Ich kassierte ab, sein Einpack-und Zahlvorgang verlangsamte sich drastisch, da er nebenbei Leidensgeschichten aus seinem Lebens preisgeben musste.

Wat willste machen? Man kann ja nicht sagen "Ey, Alter dein Leben interessiert mich nicht, pack ein, zahl und mach das du raus kommst." Nein, das geht nicht und das könnte ich auch nicht. Schliesslich habe ich ja tatsächlich etwas Mitleid. Also wartest du geduldig.

"Sooooo, jetzt können Sie abrechnen.", sagte er nach seiner Bezahlung.

Endlich. Ich löse meinen Kassenschieber aus der Kasse. "AAACHH! Halt! Ich hab ja noch was vergessen.", sagts und öffnet den Rucksack: "Ich hab ja noch den ganzen Rucksack voller Ware!!"











22:07 Uhr, Ich richte den Schieber wieder ein, melde mich an, kassiere 15 Artikel aus seinem blöden Rucksack.

"Wissen Sie, dass mit dem Toilettenpapier war jetzt wirklich dringend. Ich habe schon seit 3 Tagen keines mehr."

"Ja, jetzt haben Sie ja welches." sage ich abwürgend, weil Schlimmes ahnend.

"Jaaaaa, ich hab ja schon das Zeitungspapier auseinandergerissen und Zeitungsschnipsel benutzt.. und das bei DURCHFALL!!!"

22:10 Uhr Der Kunde verlässt den Laden, ich bin angewiedert.

FEIERABEND.

2 Kommentare:

  1. Du ärmste...
    Aber sowas kenne ich - auch wenn man eigentlich überhaupt keine Zeit, an vierzehn Orten gleichzeitig sein muss, zwischendurch natürlich auch den Dienstplan machen sollte, hat man dem Kunden natürlich das Gefühl zu geben, exclusiv nur für ihn da zu sein...

    Ja - manchmal könnte man einfach so schreiend aus dem Laden zu laufen.

    Aber der geniale Markt in dem ich bin und das absolut geile Team in dem ich Arbeiten darf, entschädigt doch für so ziemlich alles...

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  2. Ja, es gibt auch gott sei dank noch dinge, die einen aus unerfindlichen gründen bei diesem job bleiben lassen, dazu gehört unter anderem ein gutes team, da hast du recht. Ohne das weis ich nicht, ob ich dann noch da wäre.

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